Unvergessliches Bike-Weekend im Tessin

Zum 10-jährigen Bestehen des Bike Club Steckborn führte das jährliche Bike-Weekend wieder zurück ins malerische Tessin.

Am frühen Freitagmorgen, dem 31. Mai, brach der Bikeclub «Seerugge Pedaleure» mit verladenen Mountainbikes, in Fahrgemeinschaften und voller Vorfreude auf. Das erste Ziel war der Bahnhof Reichenau in Graubünden. Kurz nach 9 Uhr entführte uns die RhB auf eine 40-minütigen Zugfahrt.

Zum Auftakt mal was Neues: River Rafting

In Ilanz angekommen, wurden  wir von River-Rafting-Gurus herzlich empfingen und in die feuchten Geheimnisse ihres Metiers einweiht. Mit angezogenen Neoprenanzügen, die unsere Figur schmeichelhaft betonten, stiessen wir mit drei grossen Gummibooten auf den gut gefüllten Vorderrhein. beginnen. Das leicht regnerische Wetter war gar nicht so schlimm, denn nass wurden wir sowieso. Während knapp zwei Stunden durften wir die schöne Vorderrhein-Schlucht erleben. Rassige Passagen sorgten für etwas Adrenalin und auch Abkühlung; nicht selten schwappte uns eine Welle des sechs Grad kalten Wassers ins Boot und verpasste uns eine frische Gesichtsmaske. Dank Paddel in der Hand und den klaren Kommandos unserer Guides wie „vorwärts“, „links rückwärts“ oder „festhalten“ lenkten wir ohne Kentern oder „Mann über Bord“ durch das landschaftlich interessante Tal des Vorderrheins.

Bei Reichenau war dieses Abenteuer vorbei, und wir waren sehr froh um die warme Dusche. Beim anschliessenden BBQ konnte der Hunger gestillt werden, bevor die Weiterfahrt zu unserem Wochenendziel ging.

Um 16:30 Uhr trafen wir bei unserem Hotel in Magliaso direkt am Luganersee ein. Nach Zimmerbezug und Abendmahl zogen wir ins hoteleigene Grotto um. Ein witziges Quiz über die letzten zehn Jahre sorgte für einige Lacher und einen geselligen Abend.

Samstagstour: Höher und Weiter!

Um 9 Uhr startete für die Pedaleure der lang ersehnte Ausflug mit dem Mountainbike. Lange haben wir auf diesen Tag gewartet und trainiert. Wie vor 10 Jahren sollte es auf den Monte Tamaro gehen, der nördlich vom Luganersee mit seinen 1962 Metern Höhe in den Himmel ragt. Jedoch musste zuerst der Fuss des Berges erreicht werden. Gestartet am Luganersee auf 271 Metern pedalierten wir die erste Stunde mit leichter Steigung nach Rivera.

Dort angekommen, mussten wir unsere Köpfe weit in den Nacken legen, um die Spitze des Monte Tamaro zu betrachten. Dort hinauf sollte es nun gehen. Während der nächsten zwei Stunden schlängelten wir uns mit meist kleinstem Gang die steile Serpentine hinauf. Und je näher wir unserem Ziel kamen, desto steilere Abschnitte erwarteten uns. Die Strasse wechselte von geteert über Feldweg bis gegen Ende auf groben Schotter. Teilweise war es eine Qual. Aber im Inneren freuten wir uns schon auf das, was noch kommt. Denn jeder Meter, den wir hinauffuhren, konnten wir auf schönen Trails wieder hinunterfahren! Irgendwann war auch der letzte Ankömmling an der Bergstation Alpe Foppa auf 1567 m eingetroffen und wurde, wie vor ihm jeder auch, mit einem kräftigen Drücker oder einem High Five empfangen. Das Mittagessen im Bergrestaurant stillte unseren Bärenhunger.

Als unsere Energiespeicher wieder gefüllt waren – die der Muskeln oder teilweise auch die der Bikes – ging es in zwei Gruppen weiter. Die Bergspitze war noch nicht erreicht. Die eine Gruppe nahm sich das zum Ziel. Der steile Weg dorthin war aber nicht fahrbar, somit musste das Bike geschoben oder über die Schneeabschnitte und grossen Hindernisse getragen werden. Irgendwann war auch das geschafft, und das eigentliche Biken konnte endlich beginnen. Der anerkannte Biketrail begann auf einem schmalen Weg mit grobem Schotter entlang der Bergwand. Rasant ging es hinunter, und bald wechselte der Weg in den wurzligen und steinigen Bergwald. Das Adrenalin schoss in unsere Körper, und die Freudenschreie waren sicher auf der ganzen Bergseite zu hören.

Für die zweite Gruppe ging es auf den seitlich am Berg entlangführenden Trail. Auch dieser war sehr technisch, und ab und zu musste das Bike getragen werden. Als Erlebnis, worüber wir sicher auch noch in Jahren reden werden, war die junge Ziege, die diese Gruppe den ganzen Weg verfolgte. Von hoch oben bis fast ganz nach unten rannte sie mit enthusiastischem „bäähh“ den Bikern nach.

Irgendwann waren die Trails für beide Gruppen vorbei, und es ging weiter durch alte, idyllische Bergdörfer bis nach unten zurück nach Magliaso. Am Ende des Tages standen ziemlich genau 60 km Wegstrecke und je nach Gruppe bis zu 2070 Höhenmeter auf unserem Tacho. Das Ziel-Bier schmeckte nach Sieg und das haben wir uns absolut verdient. Eine spontane Einladung zu einer brasilianischen Geburtstagsfeier liessen wir uns nicht entgehen.

Abwechslungsreiche Sonntagsrunde

Am Sonntag wurde noch das letzte Bike und Gepäck verladen. Nach dem Auschecken ging es mit 20-minütiger Autofahrt nach Miglieglia zur Talstation des Monte Lema. An diesem Tag durften unsere Waden es etwas gemütlicher angehen: Die langsamste Seilbahn der Welt (wegen technischem Defekt fuhr sie im Notbetrieb) brachte uns und unsere Bikes hinauf auf 1624 Meter. Oben empfing uns eine fantastische Aussicht bis weit in den Süden. Aufgesattelt auf unsere gefederten Drahtesel ging es in einem flowigen Weg durch den Buchenwald um den Berg abwärts. Teilweise waren wir auf italienischem Boden unterwegs. Irgendwo waren wir dann falsch abgebogen, was nicht weiter schlimm war, denn dieser Weg brachte uns zu einer feinen Pizzeria, die unsere hungrigen Mägen und durstigen Kehlen besänftigte. Nach dem Mittagessen war der Weg sehr abwechslungsreich. Ein Auf und Ab führte zu spassigen Abfahrten, aber auch zu mühsamen Schiebe- und Tragepassagen. Aber das gehört zum Mountainbiking einfach dazu. Gegen 15 Uhr waren wir wieder zurück bei der Talstation. Die Route endete mit 16 km Länge, etwas über 260 Höhenmetern und schönen 1200 Tiefenmetern.

Nun stand noch die Rückfahrt an. Gegen 20 Uhr trafen wir wieder zuhause in unserem schönen Steckborn ein.

Wir waren sehr froh, haben wir unser Bike-Weekend ohne nennenswerten Unfall oder technischen Zwischenfall überstanden. Auch das Wetterglück stand auf unserer Seite, es war stets trocken und die Temperaturen sehr angenehm.

Bist auch du am Mountainbiken interessiert? Der Bikeclub Steckborn trifft sich immer dienstags um 18:30 Uhr bei unserem Velochäller an der Schützengrabenstrasse für eine gesellige Trainingsrunde. Die Touren finden in der Umgebung von Steckborn statt und dauern ca. 1.5 bis 2 Stunden. Bei uns steht der Spass und nicht die Leistung im Vordergrund.